Pitters schönster Tod

 

 

 

Der Pitter liegt ausgerechnet am Rosenmontag im Sterben. Und das in Köln! Eine schlimmere Strafe kann es nicht geben, aber der Pitter nimmt's gelassen. „Et kütt wie et kütt“, denkt er bei sich und Angst verspürt er auch nicht. „Et is noch immer jotjejange“.

Also macht er kein groß Gedöns. Während auf der Strasse der Rosenmontagszug vorbeiläuft, weiss die ganze Verwandtschaft nicht, wie sie sich verhalten soll. Die Wohnung ist voller Leute. Es hat ja Keiner wissen können, dass der Pitter am höchsten Kölner Feiertag sein Leben aushaucht.

Schon ein halbes Jahr vorher war die Wohnung ausgebucht.

Man muss wissen, wer in Köln am Wege des Zuges eine Behausung in der 2. oder 3. Etage hat, lädt Gäste ein, die aus dem Fenster schauen dürfen. Gegen Bezahlung selbstverständlich. So ganz trocken geht’s dabei auch nicht zu. Die Stimmung schwappt schonmal über. Ausgerechnet heute macht der Pitter schlapp. Sie wollen ihn schon in die Abstellkammer schieben, aber Pitter ist mit all seiner noch vorhandenen Energie dagegen. Er will unbedingt nochmal ans Fenster und den Zug sehen. Also erfüllt man ihm seinen Wunsch, setzt ihn in einen Lehnstuhl und hängt ihm seine geliebten Karnevalsorden um auf.  Wer genau hinschaut, kann erkennen , dass ihm ab und zu eine Träne über die Wangen läuft.

Seine Frau weicht ihm nicht von der Seite. Die Karnevalisten auf den Festwagen, die ihn am Fenster erkennen, winken ihm zu.

Einen schöneren Tod kann ich nicht haben“ denkt sich der Pitter.

Als der Prinzenwagen vorbei fährt, hebt er leicht den Arm und haucht ein letztes „Alaaf“.

Sein ganzes Leben wollte er einmal Prinz werden, das Geld dazu hat aber nie gereicht. Noch nichtmal zum Bauer oder der Jungfrau hat es gereicht. Er war Gardeoffizier und hat bei den Sitzungen mit aufmarschieren dürfen.

Nun sitzt er unter all den fremden Leuten am Fenster seiner Wohnung. Als auf der Strasse das Lied von Jupp Schmitz erklingt, „wir kommen alle alle in den Himmel“ singt der Pitter leise mit und schläft dann friedlich ein.

Liebe Leserin und lieber Leser , Pitter wäre glücklich, wenn Sie die Melodie leise für sich vor sich hinsingen würden.

 

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